Der Überzüchtung entgegenwirken 

Bienen werden von vielen Seiten bedroht. Die Vielfalt der Nahrung geht aufgrund der landwirtschaftlichen Einöde der Monokulturen dramatisch zurück, Ackergifte beeinträchtigen die Biene und Krankheiten schwächen sie verstärkt, aber auch die Überzüchtung spielt eine wesentliche Rolle.

Bienenparadiese wie Blumenwiesen und blühende Randstreifen sind in manchen Regionen kaum noch zu finden. Auch die Schädlingsbekämpfungsmittel hinterlassen bei den Bienenvölkern deutliche Spuren. Einige der gängigen Pestizide wirken bei Bienen wie pures Gift. Darüber hinaus verschärfen eingeschleppte Parasiten wie die blutsaugende Varroa-Milbe zusätzlich die Gemengelage.

Bei Bienenvölkern sind Winterverluste von 30 Prozent in Mitteleuropa keine Seltenheit. Die Bedrohung der Honigbienen ist akut wie nie zuvor. Über diese Faktoren hinaus könnte auch die bisherige Schwerpunktsetzung der menschlichen Bienenzucht ihren Beitrag zur Bienenkrise geleistet haben. Im Verdacht stehen einseitige Züchtung der Honigbiene auf wirtschaftliche Leistungsfaktoren wie Ertragsmaximierung, schnelle Volksentwicklung und Eignung für die industrielle Produktion von Honig.

Unsere Sichtweise auf die Bienenhaltung grenzt sich von konventionellen Imkern ab. Dadurch auch unser Zuchtverständnis. Aktuell haben wir eine Biene, die den Anforderungen einer konventionellen Biene entspricht, die aber unseren Wünschen und Anforderungen nicht gerecht wird. Die Züchtungsziele wie Honigleistung, Schwarmträgheit und Sanftmut wurden erfolgreich verbessert.

Aber es stellt sich die Frage, ob dies der Biene in ihrer Gesundheit stets zuträglich war. In anderen Nutztierbereichen lässt sich ein Abwenden der Zucht zu einer ganzheitlichen Betrachtung und Berücksichtigung der natürlichen Gewohnheiten erfreulicherweise erkennen. So sind hier beispielhaft die Bemühungen der Anbauverbände Bioland und Demeter benannt, die die Züchtung eines Zweinutzungshuhnes als Ei und Fleischlieferant anstreben.

Damit soll auch dem täglichen Schreddern, von Millionen männlichen Küken, entgegengewirkt werden. Wir möchten mit der Biene nah an ihren natürlichen Lebensäußerungen bleiben. Die Arbeit sollte uns dabei auch nicht erschwert werden, so ist Sanftmütigkeit sicherlich auch eine züchterische Errungenschaft.

Es darf in der Züchtung nicht primär darum gehen, die Honigleistung zu verbessern und den Schwarmtrieb zu unterdrücken, sondern um die Gesundheit der Bienenvölker, die auch durch das Schwärmen erhalten bleibt.

proBiene will den Weg in eine neue biodynamische Bienenzucht bereiten. Damit ist gemeint: Eine Bienenzucht im Sinne der Bienen – nach Kriterien der Vitalität und Robustheit der Bienenvölker selbst. Die Zucht dieser „Öko- Biene“ soll langfristig den gesunden Bienenbestand sichern. Dazu werden hauptsächlich die noch vorhandenen Bienenstämme bisher vernachlässigter Arten und Rassen genutzt.

In dieser neuen, ökologischen Imkerei werden Eigenschaften und Qualitäten von Bienenarten in den Blick genommen, die in der konventionellen, leistungsbezogenen Imkerei lange vernachlässigt wurden. proBiene wird damit der Verantwortung unserer Generation gerecht.

Es ist höchste Zeit für eine konsequent ökologische Bienenzucht. Sie kann Vitalität der Bienen so stärken, dass die Tiere wieder die Möglichkeit haben, ihre natürlichen Gesundheitsmechanismen zu entwickeln. Sie durchbricht die weltweit eingeengte Züchtung, die sich auf nur wenige Rassen und wenige Merkmale konzentriert.

Dagegen setzt sie neue Zucht mit neuen Zielen: zum Wohle der Biene. Ökologische Züchtungen werden nicht patentiert und keine großen Agrarkonzerne engagieren sich in diesen Bereich. Die kulturellen Errungenschaften müssen für die Allgemeinheit verfügbar sein.

Artikel aus der "BienenZeitSchrift Ausgabe 1 | 2017"

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ich bin Tobias Miltenberger.

Tobias Miltenberger hat Landwirtschaft studiert, ist Imker und Geschäftsführer von proBiene. Seit er Ende der 90er Jahre in einem Entwicklungsprojekt in Südamerika auf die Bienen gestoßen ist, lassen sie ihn nicht mehr los. Tobias lebt mit seiner Familie in Stuttgart.

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