Fatal: Bauernprotest ohne Inhalt 

Ich verstehe mich als Berufsimker und damit selbst auch als Landwirt. Und ich bin sehr verbunden mit vielen Bauern, die Vieh halten und Ackerbau betreiben. Die Proteste am Mittwoch, den 26. November 2019, in Berlin haben mit tausenden Traktoren eine große Aufmerksamkeit erzielt. Die Forderungen sind nach meiner Ansicht aber die Falschen und geben keine Richtung für die Zukunft vor.  Fataler Weise wurde nichts Wirkliches gefordert. Ein „Macht uns nicht zu den Buhmännern“ zu fordern, ist keine Option. Die Sterbezahl der Tier- und Pflanzenarten und die der Höfe, ist rapide angestiegen. Es braucht eine Agrarwende, hin zu zu einer nachhaltigen Landwirtschaft und Politik. Die für eine Zukunft von bäuerlichen Betrieben mit einem großen Artenreichtum und der Produktion von wertvollem Lebensmittel (die auch Ihren tatsächlichen Preis erhalten) beiträgt.

Die Ansprüche und das Handeln aus der Gesellschaft, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten wächst: Die Klimakrise ist kein Randthema mehr, der Verlust vieler unserer Vögel ist angekommen, die Erkenntnis zum Insektensterben ist Konsens. Aber es sind auch die Ansprüche an den Konsum gestiegen: Jeder Woche gründen sich neue Start-ups, die eine Alternative zu bisherigen Konsumgütern bieten, Unverpacktläden sprießen überall aus dem Boden, jedes große Unternehmen investiert in sein Nachhaltigkeitsprogramm. Darum: Lasst uns die Herausforderungen angehen und zeichnet Ideen wie eine Zukunft aussehen kann und was es dafür braucht!

Für das Volksbegehren Artenschutz in Baden-Württemberg wurden wir für unsere Initiative von vielen Landwirten und besonderes von deren Vertreter stark kritisiert. Wir waren auf vielen Podien und in Gesprächen auf Höfen. Ich bin immer noch tief überzeugt, dass der Gesetzentwurf des Volksbegehrens sehr gut ist, für den Artenschutz viel bewirkt und auch der Landwirtschaft Chancen bietet und kein Ende der Landwirtschaft, sondern eine Beflüglung bewirkt. Wir haben uns auf den Kompromissvorschlag „Eckpunktepapier“ der Landesregierung eingelassen, den diese nach dem Druck durch das Volksbegehren vorgelegt hat. Am Runden Tisch wird nun mit vielen Vertretern aus dem Landwirtschaftlichen- und Umweltkontext versucht im Einvernehmen ein Gesetz zu formen. Das Volksbegehren oder jetzt der Runde Tisch bieten unglaubliche Möglichkeiten, weitreichende Artenschutzbestrebungen umzusetzen und der Landwirtschaft eine Transformation zu ermöglichen. Und dies soll auch noch finanziell stark gefördert werden.  Die regionale Landwirtschaft und der hiesige Artenschutz werden gestärkt, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dies beruht aber auf einem wesentlichen Punkt, den ich an den Bauernprotesten – die auch nicht von allen Bauern getragen werden –  vermisse: die Bereitschaft, die gesellschaftlichen Ansprüchen nach mehr Nachhaltig anzugehen und zu formulieren, was es dazu braucht. Nur die Verbindung von hohen Zielen und einer tatkräftigen Umsetzung bewirken große Entwicklungen, von der alle profitieren. Bitte, bitte demonstriert nicht nur die Kraft, sondern auch die Ziele, die ihr für eine gute Zukunft erreichen wollt.

Hallo,

ich bin Tobias Miltenberger.

Tobias Miltenberger hat Landwirtschaft studiert, ist Imker und Geschäftsführer von proBiene. Seit er Ende der 90er Jahre in einem Entwicklungsprojekt in Südamerika auf die Bienen gestoßen ist, lassen sie ihn nicht mehr los. Tobias lebt mit seiner Familie in Stuttgart.

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