„Rettet die Bienen“ – das ist vor Ort hier im Ländle wahnsinnig wichtig. Aber mit einem guten und verbindlichen Artenschutzgesetz für Baden-Württemberg natürlich nicht getan. Vieles, was in Umweltschutz und Landwirtschaft schief läuft, hat nicht die Landespolitik in Stuttgart zu verantworten – sondern deren Kollegen in Berlin und Brüssel. Deswegen müssen wir auch dort Druck machen. Und dafür gibt es eine richtig gute Möglichkeit: die Europäische Bürgerinitiative „Save Bees and Farmers“. Unsere Freunde vom Münchener Umweltinstitut sind Teil des pan-europäischen Orga-Teams. proBiene ist natürlich dabei. Wenn wir eine Millionen Unterschriften kriegen, muss sich das Europaparlament mit unseren Forderungen, Artenschutz und bäuerliche Agrarwende in Europa endlich ernst zu nehmen, befassen.
Und das wird höchste Zeit: Das Artensterben hat ein Ausmaß angenommen, das systemverändernd wirken kann. Der Weltbiodiversitätsrat warnt vor dem größten Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Mehr als eine Millionen Arten weltweit sind derzeit vom Aussterben bedroht. Allein in den letzten zehn Jahren ist ein Drittel der Insektenarten auf unseren Feldern, Wiesen und in den Wäldern verschwunden – zu diesem erschreckenden Ergebnis kam kürzlich eine großangelegte Studie der Technischen Universität München.
Beispiel Bodensee: Amsel, Drossel, Fink und Star – am Bodensee wäre die Vogelschar aus dem bekannten Kinderlied heute viel kleiner als noch vor 40 Jahren: Lebten 1980 am Bodensee noch rund 465.000 Brutpaare, waren es 2012 nur noch 345.000 – ein Verlust von 25 Prozent. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Ornithologischen Arbeitsgruppe Bodensee und des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie. Eine ähnliche Entwicklung befürchten die Forscher auch in anderen Regionen Deutschlands.
Beispiel Schwäbische Alb: Rund ein Drittel der Insektenarten, die es vor zehn Jahren noch im Biosphärengebiet Schwäbische Alb gab, ist verschwunden. Entsprechende Zahlen haben Forscher der Uni Ulm und der Technischen Universität München veröffentlicht. Sie untersuchen seit mehr als zehn Jahren im Biosphärengebiet rund um Münsingen, wie sich der Bestand an Käfern, Spinnentieren, Heuschrecken und Wanzen entwickelt. Sie sind mit Netzen und Fallen auf Wiesen und Wäldern unterwegs, unter anderem zwischen Ehingen, Westerheim, Münsingen und Reutlingen. Die Vielfalt der Arten sei um etwa ein Drittel zurückgegangen, diese Zahl sei erschreckend, so die Initiatoren des Projekts..
Beispiel Schmetterlingssterben: Eine Studie belegt das Schmetterlingssterben speziell in Baden-Württemberg. Karlsruher Wissenschaftler haben dafür Daten bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgt. Die Forscher haben Aufzeichnungen über Schmetterlinge seit dem Jahr 1750 ausgewertet. In ihrer Studie stellen die Forscher fest, dass die Zahl der Arten zwar weitgehend gleichgeblieben ist – nur sechs von 163 sind wirklich ausgestorben – dass aber die Häufigkeit drastisch abgenommen hat. Insbesondere seit den 1950er Jahren sei das der Fall, nach der Umstellung der Landnutzung nach dem Krieg. In den vergangenen beiden Jahrzehnten habe sich der Prozess noch einmal verschärft.
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Aber schon diese Beispiele zeigen das ganze Ausmaß des Dramas. Als einer der Hauptverursacher des Insektensterbens gilt die industrielle Landwirtschaft mit ihren ausgeräumten Agrarwüsten und dem massiven Einsatz von Pestiziden. Und diese Form der Landwirtschaft schadet nicht nur Bienen, Hummeln und Käfern. Durchschnittlich alle drei Minuten musste im letzten Jahrzehnt ein landwirtschaftlicher Betrieb in Europa aufgeben.
Arten- und Höfesterben gemeinsam stoppen
Wer das Artensterben stoppen will, muss auch das Höfesterben beenden. Eine Vielfalt an Arten setzt eine Vielfalt bäuerlicher Betriebe voraus. Nicht zufällig entwickeln sich das Artensterben und das Höfesterben seit Anfang der 90er Jahre parallel. Deswegen sagen wir Volksbegehrens-Befürworter ja von Anfang an: Bienen und Bauernhöfe-Retten – das geht nur gemeinsam. Wer Artenschutz bejaht, kann Agrarwende nicht verneinen. Dabei geht es nicht darum, Landwirt*innen alleine die Verantwortung für das Artensterben zu zuschieben oder von landwirtschaftlichen Betrieben Alleinlösungen zu verlangen. Im Gegenteil. Viele landwirtschaftliche Betriebe arbeiten auch deswegen nicht nachhaltig, weil sie über Jahrzehnte in ein falsches System gelenkt wurden.
Es ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um eine umfassende Agrarwende anzuschieben, von der Landwirt*nnen und die Artenvielfalt gleichermaßen profitieren. Dazu fordern wir ein schrittweises europaweites Verbot chemisch-synthetischer Pestizide und die Unterstützung der Landwirt*nnen beim Umstieg auf eine Landwirtschaft, die die Artenvielfalt fördert und nicht zerstört.
Mit der Europäischen Initiative kommen die vielen lokalen Bewegungen zur Rettung der Artenvielfalt auf EU-Ebene zusammen: Unser erfolgreiches Volksbegehren genauso wie das in Bayern oder die Initiative in Brandenburg, die Pestizidrebellen aus Südtirol, die französische Mohnblumenbewegung und die zahlreichen Initiativen in ganz Europa, die sich für eine andere Art der Landwirtschaft einsetzen!
Für mehr Infos, geht gerne auf: savebeesandfarmers.eu