Das Volksbegehren wurde von vielen Menschen und Gruppen in ganz Baden-Württemberg getragen und erst möglich gemacht. Uns ist es wichtig, das zivilgesellschaftliche Engagement sichtbar zu machen! Deswegen haben wir stellvertretend für viele weitere ein paar Menschen interviewt.
Interviews geführt von Sarah Thullner
Fridays for future – Interview mit Felix Quartier aus Freiburg
Sie haben bei Ihren Klimastreiks Unterschriften gesammelt und sind auch losgezogen, um gerade Jugendliche anzusprechen.
Wie kam es dazu, dass Ihr Euch für das Volksbegehren und den Artenschutz einsetzt? Ihr habt ja bestimmt mit den Klimathemen genug zu tun.
Was uns wichtig ist, dass es uns um Klimagerechtigkeit geht. Das heißt, dass wir nicht nur das Klimathema als reine Emissionen betrachten, sondern eben als ein globales System von Ungerechtigkeiten: Und da ist natürlich dann das Thema Artenschutz und Artensterben auch nicht weit, das hängt eben in vielen Aspekten zusammen. Nämlich, dass viele Sachen, die man fürs Klima tut, auch der Artenvielfalt guttun, genauso andersherum. Beim Artenschutz ist ja die konventionelle Landwirtschaft das größte Problem und auch im Bereich Klima ist auch die Landwirtschaft für einen großen Teil der Emissionen verantwortlich. Und die Lösungen sind auch ähnlich, nämlich eine naturnahe, biologische Landwirtschaft, weniger Pestizide, weniger industrielle Landwirtschaft und eben keine Massentierhaltung.
Und wie waren die Reaktionen auf der Straße?
Wir haben vor allem Jugendliche angesprochen, ob sie da nicht unterschreiben wollen. Und ich war ganz beeindruckt, weil eigentlich die Rückmeldungen super positiv waren und die meisten Leute gesagt haben, „ja super Sache und da unterschreib ich!“.
Ich finde es super, wenn man von der Basis demokratische Mittel nutzt, um was zu erreichen. Ich glaube es ist super, dass es jetzt dieses Beispiel gibt, dass es funktionieren kann, dass man auch so was erreichen kann. Und gleichzeitig glaub ich auch trotzdem, dass die Hürden schon noch relativ hoch sind. Aber das Volksbegehren Artenschutz hat gezeigt das es möglich ist und kann jetzt auch Vorbild sein für kommende Volksbegehren!
Die Omas und Opas für eine enkeltaugliche Zukunft – Interview mit
Ulrich Mayer aus Tuttlingen
Sie haben uns ein Honigglas mit 1500 Euro überreicht, um das Volksbegehren finanziell zu unterstützen. In Tuttlingen betreiben Sie ehrenamtlich einen Bücher- Tausch- Laden und entscheiden dann gemeinsam, welchem Projekt Sie die eingenommenen Spenden übergeben. Einige waren auch auf der Straße, um Unterschriften für das Volksbegehren zu sammeln.
Hast Du das Gefühl, dass die Leute hier Artenschutz und Bienen bewegen?
Als wir Unterschriften für das Volksbegehren gesammelt haben, da war das sehr bewegt und differenziert. Wir standen auf dem Marktplatz und haben zum Teil gedacht, wir könnten noch Schläge kriegen. Die Bodenseebauern und die Obst-Ernter haben gesagt „damit gefährdet Ihr unsere Existenz“. Und da hatten die dann auch sofort rote Schilder an vielen Marktständen. Und die Leute sind gekommen und haben oft gesagt, „Ich liebe die Bienen, aber ich liebe auch meinen Bauern. Also ich unterschreibe nicht“. Das war sehr konfrontativ. Wir haben dann schon noch einige Unterschriften zusammengekriegt, aber es war sehr heiß!
Was wünscht Du dir für eine enkeltaugliche Zukunft?
Zum einen, dass man keine Angst haben muss, wie es weitergeht. Im Moment denk ich ja, „in was für einer Welt leben meine Enkel“. Und jetzt bezogen auf Euch. Als Kind habe ich Molche gehabt, habe ich Eidechsen gehabt. Ich bin in einer Natur aufgewachsen, die war reich. Im Mai war klar, jetzt gibt’s Maikäfer. Meine Enkel sehen keine Maikäfer mehr. Es wäre klasse, wenn diese Vielfalt wieder da wäre und dafür steht Ihr ja!
Also Du siehst ganz klar den Unterschied und das ist, was Dich auch bewegt?
Den Unterschied zu meiner Kindheit… total. Ich habe früher einen Stein umgedreht, dann hat‘s gewuselt, dann hast du fünf oder sechs Arten gehabt unter jeder Steinplatte. Das gibt es jetzt gar nicht mehr. Wenn mein Enkel jetzt einen Regenwurm findet, ist das eine Sensation und er hat noch nicht oft einen gefunden!