Der dritte Weltbienentag am 20. Mai 2020

Bienen leiden bald wieder unter Nahrungsknappheit –
jede*r kann auch jetzt etwas dagegen tun

Das war ein schneller Jahresauftakt für die Bienen in Baden-Württemberg: Viele Nahrungsangebote für die Honigbienen und für nektarsuchende Insekten haben bereits geblüht oder sind bald erschöpft. Das trifft viele Bienen umso härter, wobei sie auch in Baden-Württemberg durch die Vernichtung ihrer Lebensräume und den anhaltend hohen Pestizideinsatz in Landwirtschaft und Privatgärten ohnehin schon stark geschwächt sind. Komprimiert das Klima dann noch die verbleibende Nahrungsgrundlage auf wenige Monate, wird es für viele Bienenvölker eng. „Wir gehen leider davon aus, dass die Honigbienen bald zu wenig Nahrung finden werden.“, sagt Imkermeister David Gerstmeier vom Stuttgarter Institut proBiene anlässlich des Weltbienentags am 20. Mai. Dieser soll an die Bedeutung und Bedrohung von Bienen weltweit erinnern. „Und dieser Weckruf ist dringend nötig.“, sagt proBiene-Geschäftsführer Tobias Miltenberger. „Denn das erfreuliche Engagement vieler Menschen in den vergangenen Monaten für die Biene hat noch nicht dazu geführt, dass es den Bienen spürbar besser geht. Und das gilt sowohl für viele Honigbienen-Völker als auch für die meisten Wildbienen-Arten.“

Die widrigen Umweltverhältnisse sind kurzfristig für die Biene lebensbedrohlich – aber mittelfristig auch für den Menschen eine Katastrophe. Denn die Biene ist eines der bedeutendsten Tiere sowohl für unser Ökosystem sowie für unsere Kulturlandschaften. „Ohne Bienen keine Zukunft für den Menschen“, sagt David Gerstmeier. Etwa 70 Prozent der heimischen Nutzpflanzen sind von einer Bestäubung durch Bienen abhängig. Viele Bienenvölker, die in der Nähe von Obstplantagen eingesetzt werden, sichern dort die Ernte. Gerade in einem Obsterzeuger-Land wie Baden-Württemberg ist das bedeutend. Aber auch die gut 460 Wildbienenarten in Baden-Württemberg, von denen etwa die Hälfte auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, leisten dazu einen Beitrag. „Die Biene ist systemrelevant.“, sagt Tobias Miltenberger. Auch deswegen war das von proBiene angestoßene Volksbegehren Artenschutz – „Rettet die Bienen“ im vergangenen Jahr so wichtig. Der daraus entstandene Gesetzentwurf für mehr Artenschutz im Ländle befindet sich derzeit in der letzten Phase des Gesetzgebungsverfahrens. „Dieses Gesetz ist derzeit wichtiger denn je: Wohin es führt, wenn das natürliche Gleichgewicht in Lebensräumen aus den Fugen gerät, erleben wir derzeit ja durch das Corona-Virus hautnah.“, sagt David Gerstmeier. „Deswegen muss der Entwurf jetzt zügig Gesetz werden.“

***Tipps was jeder für die Bienen tun kann***

Allerdings reicht es nicht, nur auf das Baden-Württemberger Artenschutzgesetz zu warten. Jede‘*r kann etwas für die Bienen – und für alle Insekten – tun:

  1. Pflanzen Sie Spätblüher, wenn Sie einen Garten haben. Und sei er noch so klein. Entsprechende Blühmischungen gibt es im Handel.
  2. Sparen Sie sich unnötige Mäharbeiten. Und setzen Sie in Ihren privaten Gärten keine chemisch-synthetischen Pestizide ein. Die haben in Privatgärten nichts zu suchen.
  3. Kaufen Sie Lebensmittel mit dem Bio-Siegel, am besten solche aus der Region. Bio-zertifizierte Landwirt*innen arbeiten laut Wissenschaft deutlich artenschonender. Und nur kleinteilige, bäuerliche Landwirtschaft sorgt für die Vielfalt auf Baden-Württembergs Flächen, die unsere Arten zum Leben brauchen.
  4. Unterzeichnen Sie die Europäische Bügerinitiative „Bienen und Bauern retten“, die sich für mehr Umweltschutz und eine sinnvollere Agrarpolitik in Europa einsetzt: https://probiene.de/rettet-die-bienen-auch-in-europa/

***Honigsprechstunde am Weltbienentag***

David Gerstmeier und Tobias Miltenberger geben ihre Einschätzung und ihr Wissen rund um die Honigbiene auch am Weltbienentag weiter. In Kooperation mit der Verbraucher- und Ernährungsorganisation Slowfood Deutschland stehen sie dann in einem Online-Seminar als Diskussionspartner zur Verfügung:
https://www.slowfood.de/…/weltbienentag-online-honigsprechs…

 

Hallo,

ich bin Tobias Miltenberger.

Tobias Miltenberger hat Landwirtschaft studiert, ist Imker und Geschäftsführer von proBiene. Seit er Ende der 90er Jahre in einem Entwicklungsprojekt in Südamerika auf die Bienen gestoßen ist, lassen sie ihn nicht mehr los. Tobias lebt mit seiner Familie in Stuttgart.

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