Kinder zwischen Angst und Faszination für die Biene 

Kinder zwischen Bildung und Medien

Das Leben unserer Kinder ist, besonders in der Stadt, geprägt von Medien wie Smartphones und Computerspielen, Bildungsangeboten wie Schule, in der die Kinder meist den ganzen Tag sitzen und den nötigen Lernstoff durch stures und sinnloses Auswendiglernen in ihr Gedächtnis prügeln um ihn dann, nach Ausspucken des Stoffes für eine gute Note, wieder zu löschen um Neues aufnehmen zu können. Ihr Alltag ist geleitet von Förderprogrammen, Nachmittagsangeboten in denen sie Fußball spielen sollen, ein Instrument erlernen oder Nachhilfeunterricht bekommen, da die Leistungen ansonsten nicht ausreichen würden.

Sie hangeln sich von Termin zu Termin und man weiß sie an einem sicheren Ort, sie bleiben ständig unter der Beobachtungsglocke der Erwachsenen und geschützt vor den sich hinter jeder Ecke versteckenden Gefahren, denen die Kinder ausgesetzt wären, würden sie ihre Zeit frei von Terminen und begrenzten Räumlichkeiten verbringen.

Die Zeit, die Kinder und Jugendliche tatsächlich draußen und gar in der Natur (sei es eine Parkanlage, ein offenes Feld oder der Wald) verbringen, wird immer weniger. Auf der anderen Seite steigen die Krankheiten wie Allergien oder Depressionen bei Kindern und Jugendlichen deutlich an. Natürlich kann dies viele Gründe haben, dennoch ist schon seit Jahren allgemein bekannt, dass unsere Kinder massiv unter Naturentfremdung leiden.

Naturentfremdung und was uns fehlt

Durch die Urbanisierung hat sich der Mensch von der Natur abgegrenzt und lebt nicht mehr mit ihr, sondern sie existiert nur als Umwelt um ihn herum. Die Unabhängigkeit von der Natur eröffnet neue Möglichkeiten und schafft Entwicklungen, die es zur Zeit der Selbstversorgung nicht gegeben hat. Da gab es keinen Raum und keine Zeit für anderes als das Bewirtschaften um sich zu versorgen. In der Stadt leben wir getrennt von der Natur und merken kaum noch, wie sehr wir sie brauchen, da wir alles im Supermarkt finden und nicht mehr darüber nachdenken, woher unsere Lebensmittel eigentlich kommen.

Und dennoch fehlt uns etwas. Früher war zwar nicht alles besser, aber früher erkletterte fast jedes Kind einen Baum, spielte stundenlang in Bachläufen, beobachtete Ameisen und Kaulquappen, zog Raupen auf bis diese als Schmetterlinge davonflogen, sezierte Schnecken, da man einfach wissen wollte, was in der Schnecke eigentlich alles versteckt ist. Die Selbsterfahrungen die man in der Natur machen konnte, stärkten nicht nur das Immunsystem und regte die Fantasie an, sondern stärkte besonders das Vertrauen zu sich selbst und man lernte, wo die eigenen Grenzen sind. Kann ich über diesen Bach springen? Das weiß man nur, wenn man es einmal versucht hat – und vielleicht auch im Bach landete, aber das nächste Mal wusste man ganz sicher, ob der Bach zu breit zum Überspringen ist oder nicht. Diese Sicherheit und das Selbstvertrauen manifestiert sich im Körper und man kann das ganze Leben lang davon zehren.

Die Imker David und Tobias von Summtgart erzählen von Besuchen der Kinder bei ihren Bienen. Viele haben Angst und trauen sich nicht an den Bienenstock heran. Die Imker merken aber, dass die Kinder neugierig sind. Und sobald sie erzählen, was die Bienen alles erschaffen, ist das Interesse geweckt. Und die Angst? Die Angst sei keine Veranlagung, sondern eine Prägung. Die Kinder bekommen von Erwachsenen vermittelt: Achtung! Die Bienen stechen! Sie sind eine Gefahr!

Sobald aber das Interesse geweckt ist und die Kinder merken, dass die Imker in kurzer Hose und T-Shirt, umschwirrt von Bienen eine Wabe aus dem Bienenstock herausziehen, fassen sie Vertrauen und verlieren ihre Angst. Dann fangen sie an, die Bienen zu streicheln, sie auf die Hand zu nehmen und den Honig aus der Wabe zu schlecken…

„Nur was der Mensch kennt, lernt er lieben. Nur was er liebt, verteidigt er.“

Konrad Lorenz

Bienen bringen uns der Natur näher

Die Natur ist für Kinder nicht nur ein Ort, der ihnen evidente und wichtige Lebenserfahrungen bietet, in dem sie sich selbst und die Zusammenhänge der Natur kennenlernen, sondern sie ist die Grundlage des Lebens. Diese gilt es zu schützen und zu bewahren. Wie Konrad Lorenz schon im 20. Jahrhundert äußerte, schützen wir nur das, was wir lieben. Und wir lieben nur das, was wir kennen. Die Kinder müssen die Natur kennenlernen um sie zu lieben und schützen zu können.

Der Gesamtorganismus Bien trägt die besondere Eigenschaft, uns die natürlichen Zusammenhänge aufzuzeigen wie kein anderes Tier. Das faszinierende dabei ist, dass die Bienen wie aus einem Instinkt heraus das schaffen, was wir Menschen im Ansatz versuchen: Zusammenzuarbeiten, einen gerechten Staat zu erreichten, in dem jeder Teil des Ganzen ist und jeder seine besonderen Fähigkeiten zum Ganzen beiträgt. Betrachtet man nur einmal den Bau der Waben. Noch junge Bienen sind es, die nach dem Amt der Reinigung der Zellen und dem Amt der Ziehmutter ihre Kraft einsetzen, um Wachs zu schwitzen. Kristallklares, feinstes, sauberstes Wachs, dass sie aus ihren eigenen Drüsen produzieren, kauend weiterverarbeiten zu dem besonderen Baustoff der Waben. Den Baustoff nutzen nun jene Bienen, die zuständig sind für die Erschaffung der Waben. Sie spannen ein Netz aus Bienen und beginnen, als trügen sie ein inneres Lot, von oben senkrecht nach unten zu bauen. Kreisrunde Zellen entstehen nun und werden zu einem Ganzen, einer Wabe. Aber das ist noch nicht genug. Nicht durch einen Lehrmeister, sondern durch das eigene innere Wissen, als kennten sie die physikalisch-chemischen Eigenschaften des Wachses, setzen sie sich in die Zellen, kuppeln ihre Flügel aus und bewegen ihre Flugmuskeln so schnell, dass sie mit ihrer Muskelkraft das Wachs so erwärmen, dass daraus das nicht nur energetisch Sinnvollste entsteht (sodass eine Naturwabe aus feinstem dünnen Wachs den Verhältnismäßig schweren Honig aufnehmen kann ohne zu zerbrechen), sondern auch die Ästhetik des Sechsecks zum Vorschein kommt.

Begreifbar ist dieser Vorgang für uns Menschen nur äußerlich, was aber innerlich für Kräfte wirken, können wir nur erahnen. Doch genau das ist es, was die Faszination hervorruft, was die Kinder staunen lässt. Die Bienen eröffnen uns dadurch, und es wurde nur ein winziger Teil ihres Schaffens beleuchtet, einen Zugang zu verborgenen Kräften und Zusammenhängen die in der Natur wirken. Durch die Ehrfurcht und den Respekt vor der Natur lernen wir, mit dieser anders umzugehen, als sie bloß zur Quelle der Materialien zu machen, die wir nutzen. Schützen wir sie nicht und verlieren wir die Ehrfurcht und Demut vor ihr, versiegt die Quelle. Doch wir können sie pflegen und von ihr schöpfen, sehen wir sie als den Ursprung unserer Lebensgrundlage…

Lassen Sie die Kinder raus!

Ich möchte Eltern und Pädagogen dazu ermuntern, den Mut zu haben, ihre Kinder Erfahrungen in der Natur machen zu lassen. Sie fördern dadurch nicht nur die Gesundheit der Kinder, sondern auch ihre Kreativität und Fantasie. Ihre Kinder werden gestärkt durch die Selbsterfahrungen und können ihren Fähigkeiten so Entfaltungsräume eröffnen. Die Kinder bekommen ihre Fantasie und Kreativität zurück, und die Natur ihren Schutz!

Hallo,

ich bin Hannah Götte.

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Biene, Mensch, Natur.

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