„Wo ist Hightech?“ Diese Frage habe ich bei der Grünen Woche am Stand des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) gestellt. Hatte doch das BMEL auf seinen Plakaten mit dem Slogan „Herz & Hightech im Stock. Für mehr Bienenschutz“ geworben. Und das interessierte mich als Imker natürlich sofort. Nach drei Weiterleitungen an andere Personen erläuterte mir eine höfliche, mit Tablet ausgestattete Dame, dass den Bienen kleine Prozessoren aufgeklebt werden, die Daten zum Flugradius und aus dem Inneren des Bienenstock erfassen. Auf die Frage, welchem Zweck die Daten dienen, wurde ich um meine Visitenkarten gebeten mit dem Hinweis, ich würde in der kommenden Woche eine Mail erhalten. Es kamen weder Mail noch Infos. Der Frage „Wo ist das Herz?“ bin ich nicht nachgegangen – und habe sie auch nicht beim BMEL gesucht.
Stand von Demeter und proBiene auf der IGW mit der Naturwabenbauwand.
Die Internationale Grüne Woche (IGW) mit ca. 400.000 Besucher ist die weltweit größte Messe für Ernährung und Landwirtschaft. Sie findet traditionell am Jahresanfang in Berlin statt. Wir – das Freie Institut proBiene und die Imkerei Summtgart – sind seit drei Jahren mit dabei und haben auf dem Gemeinschaftstand von Demeter e.V. einen Aktionsstand zur Honigbiene und zur biodynamischen Imkerei. Wir befinden uns in der sogenannten Bio-Halle, dies ist aber keine ganze Halle, nur eine halbe Halle. Die ganze Messe zählt ca. 20 Hallen – und hier machen alle mit: unzählige Einrichtungen, die mit Landwirtschaft oder Ernährung zu tun haben, alle Bundesländer, der Deutsche Bauernverband, der Deutsche Imkerbund, die großen Food-Unternehmen, der Handel, Gäste von überall auf der Welt, sogar die Bundeswehr (die habe ja auch eine Kantine) und der „Arm“ unserer Bundesregierung in Sachen Landwirtschaft und Ernährung, das BMEL: Von Großplakaten lächelt Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Glöckner (die vor kurzem auch Pestizide im Ökolandbau erlauben wollte), geworben wird hier unter dem Motto: Wie die Technik in die Landwirtschaft revolutioniert.
Demostart vor dem Brandenburger Tor.
Nicht auf dem Messegelände (wenn man die Bio-Halle und Einzelbegegnungen mal außer Acht lässt), sondern ganz woanders: Zu Beginn der Grünen Woche steigt seit neun Jahren die Demo „Wir haben es satt!“. Sie unterstützt eine Agrarwende hin zu einer bäuerlichen & ökologischen Landwirtschaft, die für tiergerechte Haltung, fairen Handel, Klimaschutz und Artenvielfalt steht. Träger der Demo sind Entwicklungs- und Umweltorganisationen sowie Bio-Anbauverbände (wie z.B. Demeter). Genau hier habe ich das Herz gefunden, besser gesagt über 35.000 Herzen, die für eine Landwirtschaft der Zukunft schlagen! Und wie steht’s mit der Hightech? Da kommt mir dieser Gedanke: Wenn es bei Hightech um wahrhaft zukunftsorientierte Spitzentechnik geht und ich mir die Enkeltauglichkeit des nachhaltig-ökologischen Landbaus gegenüber konventionellem Landbau ansehe, dann weiß ich, wo ich die wirkliche „Hightech“ finde…
Ein europaweites Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen hat die Europäische Bürgerinitiative (EBI) "Save bees and farmers - Bienen und Bauern retten!" ins Leben gerufen. Am 31. Juli 2019 wurde die EBI in Brüssel offiziell vorgestellt. Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/134345 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter Quellenangabe: "obs/Aurelia Stiftung/Elisa Mussio/PAN Network"
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4 Comments
Lieber Tobias,
vielen Dank für Deinen interessanten Bericht von der IGW. Du hast es so klar und bildhaft beschrieben, dass ich mir eine gute Vorstellung von der Messe schaffen konnte.
Toll fand ich Deine Frage: “Wo ist Hightech?” Spannend wäre es gewesen, Du hättest – nachdem Du keine Antwort bekommen hattest – noch 100 oder mehr Leute zu dem Stand geschickt und alle stellen die gleiche Frage…
Herzliche Grüße
Nicole Saturna
Danke Nicole für Dein Lob 🙂
Vielen Dank, lieber Tobias, für diesen inspirierenden Einblick!
In der Tat wurde in unabhängigen Studien seit längerem beobachtet, daß Leistungen innerhalb akademischer Kreise etwas zu stark durch ihre Öffentlichkeitstauglichkeit bewertet – und somit auch schneller finanziert werden. Der Glanz des kurzen, knackigen und glamourösen lockt mehr als wahre Erkenntnis. Das war ein tolles Beispiel hierfür!
Die Studie des Gefüges, welches Leben ermöglicht macht viel Arbeit und bedarf echte Kooperation der verschiedenen Disziplinien. Es ist auch schwieriger zu servieren. Mit dem Einblick in die Tiefe müßte sich der Mensch auch neu positionieren.
Aber wie Du auch schreibst gibt es eine Bewegung, die das Genie der Natur erkannt haben will. Die Biene – und das kann ihr keiner nehmen- ist das Symbol für Zukunft, den wahren Fortschritt, echten High Tech. 🙂
Danke Johanna für Dein Feedback 🙂
Das Lebendige ist und bleibt ein Geheiminis, nur Begeisterung und fortwährendes Lernen schaffen Erfahrungen damit. Technik kann uns helfen, aber absolute Antworten gibt sie uns nicht.