Leuchtende Milben
Falls du die ersten Teile der Beitragsreihe „Varroaforschung von Ramsey“ noch nicht gelesen hast:
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Allerding war mit Ramseys bisherigen Erkenntnissen noch nicht abschließend geklärt, ob sich die Milbe rein vom Fettkörper ernährte oder ob sie nicht vielleicht doch zusätzlich von der Hämolymphe trank. Ein weiteres Experiment sollte auch diese Frage noch klären.
Ein Licht im Dunkeln
Um herauszufinden, welche Bestandteile des Bienenkörpers tatsächlich in der Milbe landen, färbte Ramsey den Fettkörper sowie die Hämolymphe der Bienen ein. Er verabreichte ihnen also Zuckerlösungen mit rot und gelb fluoreszierenden Farbstoffen. Diese wählte er so, dass sich der Rote an den Fettkörper heftete, während der Gelbe lediglich die Hämolymphe färbte. Nun musste Ramsey nur noch Milben zu den Bienen geben und schauen, in welcher Farbe diese leuchtete. Das Ergebnis ist vielsagend:
Ausgeschlossen wurde von Ramsey auch, dass der rote Fettkörper nur die gelbe Hämolymphe in der Varroa übertönt. Wenn Bienen nur den gelben Farbstoff bekommen hatten, waren deren Milben genauso ungefärbt wie die Milben von Kontrollbienen.
Blut von der Brut?
Was natürlich noch nicht ausgeschlossen ist, ist die Möglichkeit, dass Varroa sich von der Hämolymphe der Brut ernährt. Um das auszuschließen, musste Ramsey ein System entwickeln, mit dem er der Milbe das Füttern konnte, was er wollte. Wenn die Milben auf einer Diät von Fettkörper in der Lage wären, Eier zu legen, hätte er gezeigt, dass sich die Varroa ausschließlich vom Fettkörper der Biene ernährt. Der Haken daran: Es hatte noch nie jemand geschafft, Varroa außerhalb des Bienenstocks zu Eierlegen zu bekommen.
Für Ramsey schien das kein Hinderungsgrund an seinen Versuchen zu sein: Schließlich hatte ja auch noch niemand versucht, die Larven mit Fettkörper zu füttern. So bildete Ramsey den Bienenkörper mit einer Gelatine-Kapsel nach, welche er mit der gewünschten Nahrung füllen konnte. Da die Varroa nichts sehen kann, muss die Kapsel sich anfühlen, riechen und schmecken wie eine Bienenlarve. Dazu wurde sehr dünne Wachs um die Gelatinekapsel gewickelt. Dieses wurde zuvor an echten Larven gerieben und simulierte so die Larvenhaut. Die Kapseln füllte er mit verschiedenen Hämolymph-Fettkörper-Gemischen und verschloss diese dann. Nun musste Ramsey die Kapseln nur noch zusammen mit Varroamilben in künstliche Zellen und dann in einen Inkubator stecken und abwarten, ob die Milben anbissen (vgl. Abb. 2).
Die Ergebnisse sind eindeutig: Je höher die Fettkörperkonzentration im Futter der Milben war, desto mehr von ihnen produzierten Eier und desto länger überlebten die einzelnen Individuen (vgl. Abb. 3). Damit war Ramsey das gelungen, was vor ihm noch niemand geschafft hatte: Er konnte Varroamilben außerhalb des Bienenstocks züchten. Auch die Frage, ob die Milben auch bei der Larve den Fettkörper fressen, konnte er nun eindeutig mit „ja“ beantworten.
Die Konsequenzen für die Imker*innen
Doch warum sind diese Erkenntnisse jetzt so wichtig für uns? Ramsey zieht daraus drei wesentliche Konsequenzen für die Imkerei. Zunächst sollte man den Behandlungszeitpunkt anpassen. Es reicht nicht, zu behandeln, sobald man Milben auf seinen Bienen wahrnimmt. Schließlich befinden sich die meisten Milben auf der Unterseite der Bienen und zeigen sich den Imker*innen erst, wenn das Volk schon zu stark befallen ist. Zu dem Zeitpunkt ist es für die Behandlung also meistens schon zu spät. Außerdem muss man bedenken, dass die Winterbienen einen größeren Fettkörper besitzen und daher frühzeitig behandelt werden sollten.
Als zweiten Schluss zieht Ramsey, dass es nichts bringt, die Bienen mit Proteinen zu füttern, ohne sie gegen Varroa zu behandeln. Schließlich werden Proteine im Fettkörper eingelagert, welcher bei einem hohen Varroabefall bei vielen Bienen beschädigt ist. So bauen sich die aufgenommenen Proteine im Blut auf und bringen die Biene um. Eine Zufütterung ohne Varroamanagement wäre also absolut kontraproduktiv.
Als dritte Konsequenz erwähnt Ramsey die Möglichkeit zu einer neuen Varroabehandlungsmethode. Er spricht hierbei von Stoffen, die sich im Fettkörper einlagern könnten und tödlich für die Milbe sind. Dabei müsse man allerdings sehr vorsichtig sein und sehr genau arbeiten, da der Fettkörper, anders als die Hämolymphe, nicht ständig erneuert wird. Eine fehlerhafte Behandlung wäre also für die Bienen deutlich schädlicher.
Fazit
Dr. Samuel Ramsey konnte mit seiner Forschung zeigen, dass Varroa weder bei der adulten Biene noch bei der Brut die Hämolymphe saugt. Stattdessen widerlegte er diesen Irrglauben und zeigte, was die eigentliche Nahrung der Milben ist: Der Fettkörper. Diese Erkenntnis erlaubt zum einen neue Perspektive in der Milbenforschung, da es nun möglich ist, diese außerhalb des Bienenstocks zu züchten. Zum anderen lassen sich neue Konsequenzen zum Milbenmanagement ziehen. Alles in allem hat Ramsey auf jeden Fall einen großen Beitrag zum Verständnis dieses kleinen Tieres geleistet. Auf Basis seiner Forschung haben wir nun neue Anknüpfungspunkte, der Varroa endlich effektiv entgegenzuwirken.
Dr. Ramsey hat auch weitere Aspekte zum Thema „Bienen und Milben“ erforscht. Wenn du an weiteren Blogartikeln zu diesen Themen interessiert bist, melde uns das gerne zurück an: info@probiene.de
Wer mehr über Dr. Ramseys Arbeit erfahren oder diese unterstützen möchte, kann sich gerne an seine Stiftung wenden: https://www.ramseyresearchfoundation.org/
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