Vielfalt schafft Vielfalt – eine (erste) Bilanz unseres Volksbegehrens 

Manchmal liegen die Dinge ja ganz einfach und sind es doch nicht: Vielfalt kommt von Vielfalt ist so ein scheinbar einfacher, weil selbstverständlicher Satz. Für uns ist er in den vergangenen Monaten ein Leitsatz gewesen: Ob nun die Vielfalt der Arten, die wir schützen wollen; die Vielfalt an Landwirtschaft, die wir für den Artenschutz brauchen; die Vielfalt an Perspektiven, die unser Bündnis erst stark gemacht hat; oder nun zuletzt die Vielfalt an Meinungen, die sich am Runden Tisch zum Artenschutz mit Landesregierung und Bauernverbänden zusammengefunden haben. Ein hartes Stück Arbeit, bis die Gleichung Vielfalt schafft Vielfalt erfüllt war. Und doch hat sich das gelohnt. Denn am jetzigen Zwischenpunkt, an dem wir in unserem Einsatz für Artenschutz und Agrarwende stehen, lässt sich ziemlich sicher sagen: Während andernorts das Artensterben ungebremst weitergeht, hat Baden-Württemberg nun bessere Chancen, (arten-)vielfältig zu bleiben.

Die Zukunft der Landwirtschaft im Ländle ist nachhaltig. Sie findet mit deutlich weniger chemischen Pestiziden statt. Öko-Landbau wird nicht mehr die Ausnahme sondern eine von zwei Regeln sein. Und Lebensräume, die unsere Natur zum Überleben braucht, werden respektiert. Das ist das Zukunftsbild der Landwirtschaft, für das Baden-Württemberg steht und für das Landwirtschaft und Umweltschutz miteinander arbeiten. 

Warum glauben wir das? Nun, schauen wir auf die wesentlichen Inhalte für die wir eingetreten sind, und die wir erreicht haben:

  • Mehr und bessere Lebensräume: Ob seltene Tiere oder Pflanzen – Arten brauchen Lebensräume. An dieser Stelle haben wir richtig etwas bewegt: Das Land verpflichtet sich nicht nur, einen zusammenhängenden Verbund an Biotopen zu schaffen, die 15 Prozent der Landesfläche umfassen. Landwirtschaftsbetriebe werden zudem besser dabei gefördert, mindestens fünf Prozent ihrer Flächen der Natur zu überlassen. Und, ein ganz besonderes Herzensprojekt: Streuobstwiesen sind künftig nicht nur besser vor Rodungen für Baugebiete geschützt, das Obst von diesen Flächen wird auch besser vermarktet. Das ist eine richtig gute Sache – denn Baden-Württemberg hat nicht nur die größten Streuobstflächen Europas, diese sind auch besonders wichtig für die Artenvielfalt. 
  • Weniger Pestizide: Im Jahr 2030 sollen nur noch halb so viele chemische Pestizide auf die Flächen wie heute. Das ist ziemlich ehrgeizig, aber machbar. Zum einen, weil das Land sich verpflichtet, Landwirt*innen auf diesem Weg durch Forschung und Förderung zu begleiten. Zum anderen, weil das Reduktionsziel nicht für einzelne Betriebe oder Anbauarten gilt – sondern für das ganze Land. Kommunen, Industrie und Privatleute müssen sich also genauso daran beteiligen. Und die Lösung erlaubt es, dass vor allem bei Anbauarten reduziert wird, wo dies gut möglich ist, und Kulturen, bei denen die Reduktion etwas länger dauern könnte (zum Beispiel Wein), diese Zeit auch bekommen.
  • Mehr Öko-Landwirtschaft: Bio ist besser für die Lebewesen. Deswegen haben wir uns von Beginn an dafür eingesetzt, dass die Landesregierung Landwirt*innen besser bei der Umstellung auf „bio“ unterstützt. Das klappt nun auch, wenn auch etwas weniger ambitioniert als wir es vorhatten. Statt 50 Prozent Biolandwirtschaft bis 2035 will die Landesregierung nun 30 bis 40 Prozent bis 2030 schaffen. Auch gut. Wichtig ist, dass das Land sich das Ziel setzt und die Rahmenbedingungen schafft. Umstellen müssen am Ende ja ohnehin die Landwirt*innen freiwillig. Damit es noch mehr Mutmacher-Beispiele gibt, stellt das Land seine landwirtschaftlichen Betriebe sofort auf bio um.
  • Schutzgebiete, die besser schützen: Bisher sind viele Schutzgebiete in Baden-Württemberg eine Mogelpackung. Denn Landwirt*innen dürfen dort die gleichen Pestizide ausbringen wie in Nicht-Schutzgebieten. Für Naturschutzgebiete ändert sich das nun. Dort herrscht ab 2022 ein Pestizidverbot. In anderen Schutzgebieten wird künftig kontrolliert, dass Landwirt*innen nach dem Integrierten Pflanzenschutz arbeiten – also nur spritzen, wenn Schädlinge wirklich auftreten oder resistente Sorten anbauen.

Für all das gibt das Land schon jetzt garantiert 62 Millionen Euro zusätzlich in den nächsten zwei Jahren aus.

Das sind die inhaltlichen Punkte. Und dann sind da noch zwei Entwicklungen: In einer Zeit, in der gesellschaftlich immer mehr Extrempositionen aufeinanderprallen, haben wir – wenn auch manchmal etwas aufgeregte – Gespräche im Land angestoßen, die zu neuen Lösungen geführt haben. Und die Zivilgesellschaft hat gezeigt, welche gestalterische Kraft als Impulsgeber für die Politik in ihr steckt.

Hallo,

ich bin Sven Prange.

Sven Prange, Politikwissenschaftler und Journalist, ist der Koordinator des Volksbegehrens Artenschutz - "Rettet die Bienen" in Baden-Württemberg. Wir sind froh, das es den witzigen Westfalen zu uns ins Ländle verschlagen hat.

Wir schwärmen für

Biene, Mensch, Natur.

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