Beziehung als Grundlage der Bienenhaltung 

Sobald ich mich mit den Bienen beschäftige, beginnt eine Beziehung, die sich fortan verändert und gepflegt werden muss.

Um eine Beziehung zu pflegen, ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, was man von der Beziehung zur Biene möchte und was man selbst für die Beziehung tun kann.

Die Biene, die schon über 100 Millionen Jahre auf diesem Planeten Erde lebt, hat eine intensive Beziehung zur Natur aufgebaut und spielt eine relevante Rolle. Der Mensch tauchte als Honigdieb auf. Es waren nur wenige Berührungspunkte zwischen Mensch und Biene, nichtsdestotrotz müssen sie den Menschen beeindruckt und ihn veranlasst haben, dies in der Höhlenmalerei (vor acht- bis 16 000 Jahren in Spanien) festzuhalten.

Mit den ersten Hochkulturen, zum Beispiel der der Ägypter (4 000 Jahre v. Chr.), wurde nachweislich Bienenzucht betrieben. Hier gab es schon Verwendungen in der Mythologie und in der Symbolik des Klerus.

Es ist klar zu erkennen, dass die Biene nicht nur als Nutztier gesehen, sondern in ihr ein, man könnte sagen, höheres Wesen erkannt wurde. Der Biene wird also eine besondere Aufmerksamkeit zuteil.

Die intensive Beziehung findet man gegenwärtig in unterschiedlichsten Ausprägungen. Prinzipiell gehen wir davon aus, dass jeder Imker selbst wissen muss, ob seine Beziehung gesund ist oder nicht. Wenn ein Gegenüber, Mensch oder Biene, durch die Beziehung geschwächt wird, ist aus unserer Betrachtung heraus die Beziehung ungesund. Völkerverluste zwischen 30 und 50 Prozent, wie sie in den USA oft eine Selbstverständlichkeit sind, zeigen ein Defizit.

Man forscht schon lange an der sogenannten CCD (Colony Collapse Disorder). Sicher gibt es ungeklärte Fragen, aber deutlich ist, dass durch intensivste Haltungsmethoden, wie zum Beispiel Wanderungen über mehrere Tausend Kilometer, Antibiotikabehandlungen, eingeschränktem Genpool aufgrund von Leistungsköniginnen gleicher Abstammung, eine hohe Belastung für die Bienen zustande kommt.

Neben dem imkerlichen Umgang mit den Bienen ist auch der Umgang, den wir mit unserer Umwelt pflegen, für eine lebensfeindliche Landschaft verantwortlich, z. B. die Anwendung hochtoxischer Pestizide oder der Anbau von Monokulturen.

ANFANG UND ENDE

Um die Begegnung zu veranschaulichen, schrieb uns eine Besucherin ihr  Erlebnis:

„Es ist ein schöner Tag. Die Sonne scheint uns in den Nacken, ab und zu geht ein kühles Lüftchen. Ich bin aufgeregt. Heute gehe ich zum ersten Mal mit David zu den Bienen. Was erwartet mich da? Ich erinnere mich nur an einen einzigen Bienenbesuch als Kind, dort sah ich bei einem Schwarmfang zu. Doch heute werde ich mehr sehen. Heute werde ich einen ganzen Bien kennenlernen. Mit seiner Brut, mit der Königin, mit frisch gebauten Waben. Und wenn ich Glück habe, darf ich vom Honig naschen. In gebührendem Abstand folge ich David zu seinen Bienenstöcken. Er entfacht den Smoker und geht zu einem Bien. Die Bienen schwirren um ihn herum, erst traue ich mich nicht, so ohne Schleier, näher zu kommen. Doch das Interesse und die Neugierde siegen. Ich folge David und kann nun in den Bienenstock hineinblicken. Ich vergesse augenblicklich meine Nervosität vor einem Bienenstich, scheinen sie doch ganz ruhig zu sein. Mit jedem Besuch kann ich den Bienen mehr vertrauen. Bald schon stehe ich inmitten von Tausenden von Bienen, die um mich herumschwirren, sich auf meinen Kopf setzen, um sich in der Sonne zu wärmen. Dann öffne ich selbst einen Bienenstock. Ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde. Eines Tages jedoch, als mir der Gedanke durch den Kopf ging, nie von den Bienen gestochen zu werden, ist es so weit. Ich kassiere meine ersten Stiche. Doch warum? Ich war nicht vorsichtig genug, habe sie aufgeregt. Und dann fällt mir auf: Irgendwie sind sie mir doch noch fremd und ich kenne sie noch gar nicht. Ich fühle mich plötzlich als Eindringling einem fremden Wesen gegenüber. Und jetzt wird mir klar: Ich habe noch keine Beziehung zu ihnen aufgebaut. Ich war bei ihnen zu Besuch, aber kennen tue ich sie trotzdem noch nicht. Ich durfte von ihrem Honig naschen, ihre Bienenstockluft einatmen, ihr Wachs wie Kaugummi kauen. Aber von mir haben sie noch nichts bekommen. Nur Interesse. Aber das ist vielleicht der Anfang …“

 

Auszug aus dem Buch "Ökologische Bienenhaltung - Die Orientierung am Bien

Hallo,

ich bin David Gerstmeier.

David Gerstmeier ist Imkermeister in der Imkerei Summtgart in Stuttgart und hat proBiene mitgegründet. Er ist den Bienen bereits in seiner Kindheit begegnet, seitdem lassen sie ihn nicht mehr los.

Wir schwärmen für

Biene, Mensch, Natur.

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