CRISPR Cas 

Was ist das und was hat das mit uns zu tun?

Hinweis: Dieser Beitrag wurde im September 2020 verfasst, die genannten Personen und entsprechenden Mandate können sich in der Zwischenzeit geändert haben.

Gentechnik ist vom Tisch denkst du?

Grüne Politiker*innen sind klar gegen Gentechnologie dachten wir.

Leider ist beides nicht der Fall und die Debatte nimmt wieder an Fahrt auf. Der Grund dafür ist, dass einige Grüne, wie Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresa Bauer,  sich für mehr Forschung mit neuen Verfahren der Gentechnik einsetzen. Auch Baden-Württembergs Agrarminister Peter Hauk (CDU) würde am liebsten Freilandversuche mit neuen Gentechnikverfahren in die Wege leiten.

23 Verbände aus der Agrar- und Lebensmittelindustrie fordern in einem offenen Brief die Rechtsgrundlagen zu Gunsten der neuen Verfahren anzupassen. Und Bundesagrarministerin Julia Klöckner kündigte an „mehr Gentechnik wagen“ zu wollen.

Wir haben einen offenen Brief an die beiden baden-württembergischen Grünen-Politikerinnen, die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Bundestagsabgeordnete Anna Christmann verfasst, welcher vor den neuen Gentechnikverfahren gewarnt und stattdessen appelliert, den Fokus auf die Umsetzung der durch das Volksbegehren beschlossenen agrarökologischen Wende zu richten. Gentechnik gefährdet das komplexe Zusammenspiel der Ökosysteme und damit auch die Bienen und die Vielfalt der Arten.

Aber jetzt wieder zu CRISPR/Cas 9

Neue Gentechnik und die Genschere – was ist das überhaupt?

Bei CRISPR/Cas wird ein Enzym in die Zelle eingeschleust, um zielgerichtet im Erbgut, also innerhalb des Zellkerns in der DNA zu schneiden. Die Zelle repariert diese Stelle fehlerhaft oder baut eine eingeschleuste DNA- Vorlage ein. Damit können Gene an- und ausgeschaltet und eingefügt oder entfernt werden. Weil so das Erbgut schnell verändert wird, geht die Züchtung schneller.

Im Gegenteil zur „alten Gentechnik“ wird kein artfremdes Material eingeschleust. Aber es wird innerhalb des Zellkerns mit biotechnischen Methoden manipuliert.

Der Europäische Gerichtshof (EUGH) hat die neuen Züchtungsverfahren 2018 klar als Gentechnik eingestuft. Das bedeutet, dass hier das Vorsorgeprinzip gilt. Das bedeutet die Produkte müssen gekennzeichnet werden und rückverfolgbar sein. Die Risiken müssen bewertet werden und die Zulassung ist streng geregelt. Dies und der enorme Widerstand und diverse Feldzerstörungen sind auch der Grund warum bisher keine Freilandversuche mehr stattfinden.

Laut der Naturbewusstseinsstudie des Bundesamtes für Naturschutz sprechen sich 79% der Bevölkerung für ein Verbot von Gentechnik in der Landwirtschaft aus.  Deshalb versuchen Befürworter*innen den gentechnischen Verfahren einen neuen Namen zu geben. Sie meiden das Reizwort Gentechnik und sprechen lieber von „Präzisionszüchtung“, „neuen Züchtungsverfahren“ oder „Genome Editing“.

Im Endprodukt ist es schwer nachzuweisen, dass das CRISPR/ Cas Verfahren angewendet wurden. Dafür müssen erst noch zuverlässige Methoden entwickelt werden.

„Der Klimawandel ist da, darum brauchen wir jetzt Gentechnik“ – gibt es diesen Zusammenhang?

Die Befürworter*Innen dieser Techniken sprechen von einem Potential, Ernteausfälle infolge des Klimawandels zu minimieren, indem Nutzpflanzen widerstandsfähiger gegen Wetterextreme und Schädlinge gezüchtet werden könnten.

Bisher hat weder die alte noch die neue Gentechnik es geschafft Pflanzen zu züchten, die widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel sind. Denn dafür reicht die Manipulation einzelner Gene nicht aus. Dafür ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Gene und der Umwelt notwendig. Und bisher sind herkömmliche Züchtungsmethoden da erfolgreicher als gentechnische.

Die neue Gentechnik und das Artensterben

Durch Freilandversuche, wie sie der Agrarminister aus Baden-Württemberg gerne hätte, besteht die Gefahr, dass sich gentechnisch veränderte Pflanzen auskreuzen. Welche Auswirkungen das auf komplexe Ökosysteme hat, weiß keiner so ganz genau.

Es besteht die Gefahr, dass dadurch das Artensterben beschleunigt wird. Und klar ist, dass eine Freisetzung nicht mehr zurückzuholen wäre.

Empfehlenswert finden wir dazu den Bericht „Gentechnik gefährdet den Artenschutz“. Den hat das Institut für unabhängige Folgenabschätzung rausgegeben.

(Stand: Mai 2020)

https://www.testbiotech.org/sites/default/files/Gentechnik_Artenschutz_2020.pdf

Unbeabsichtigte Nebeneffekte

Auch gibt es eine Reihe von unbeabsichtigten Nebeneffekten. Es kommt vor, dass an der falschen Stelle geschnitten wird, ungewollte DNA-Fragmente eingebaut werden, sich veränderte Proteine bilden und sogar Erbgut sich weitreichend verändert. Laut dem Max-Planck-Institut ist das Verfahren selbst nach 30 Jahren Forschung noch nicht vollständig verstanden.

Die Unberechenbarkeit betont auch Harald Ebner, Mitglied des Bundestages (Bündnis 90/Die Grünen) und Sprecher für Gentechnik- und Bioökonomiepolitik. „Gerade CRISPR/Cas ist ein potenziell enorm tiefgreifendes Verfahren, das direkt ins Erbgut eingreift, deshalb gebietet der Respekt vor kommenden Generationen, ihnen nicht durch Deregulierung ihre Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeit aus der Hand zu schlagen. Gerade mit der Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen ist nach wie vor oberste Vorsicht geboten, weil bislang niemand eine Rückholbarkeit garantieren kann.”

Stabile ökologische Systeme statt Risikotechnologie

Wir sind der Meinung, dass wir und die Forschung sich nicht auf einzelne hochtechnologischen Verfahren mit hohem Folgenrisiko fokussieren sollten. Vielmehr brauchen wir Forschung und Praxis mit Vielfalt in Kulturen und Fruchtfolgen, heterogene Populationen statt uniformer Sorten und regenerative Ansätze wie Mulch- und Agroforstsysteme, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.  Und dafür braucht es auch entsprechende Forschungsfinanzierung! Die Bundesregierung gibt im Zeitraum 2012 bis 2025 100 Millionen Euro Steuergelder für die Gentechnikforschung und lediglich 9,8 Millionen Euro für den Ökolandbau aus! Dass muss sich grundlegend ändern!

Unser Einsatz für eine gentechnikfreie Zukunft

Wir haben uns zu einem persönlichen Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Anna Christmann getroffen, um den Aussagen des offenen Briefes Nachdruck zu verleihen!

Hier findet Ihr unseren offenen Brief an die beiden baden-württembergischen Grünen-Politikerinnen, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Bundestagsabgeordnete Anna Christmann:

https://probiene.de/keine-gentechnik-debatte-das-gefaehrdet-unsere-bienen/

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https://probiene.de/bienenfoerderer/

Hallo,

ich bin Sarah Thullner.

Sarah Thullner studiert ökologische Landwirtschaft und ist Bienenhüterin. Im Herbst 2020 unterstützt sie proBiene mit Text- und Recherchearbeit.

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