Wespen und Hornissen sind den wenigsten Leuten sympathisch – mit ihrer auffälligen Färbung und der Angewohnheit, sich an unserem Grillgut zu bedienen eilt ihnen ihr schlechter Ruf leider voraus. So löst die Vorstellung von einem Wespennest im Garten oder auf den Balkon bei den Meisten Angst aus – und aus dieser Angst resultiert oft eine Vernichtung des Nestes durch eine*n Schädlingsbekämpfer*in. Warum das nicht die beste Lösung ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Besser als ihr Ruf – warum wir nicht auf Wespen und Hornissen verzichten wollen
Zugegeben: wenn bei der nächsten Grillfeier die erste Wespe ein Stück Fleisch stibitzen möchte, kann man schon mal genervt reagieren. Man sollte allerdings keine voreiligen Schlüsse ziehen: nur zwei der von 14 in Deutschland heimischen Arten stören uns am Küchentisch: Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Beide sind langlebige Wespenarten, die im Spätsommer noch große Völker haben können. Um diese zu ernähren, müssen sie in nahrungsarmen und kahlen Siedlungs- und Stadtflächen auf die Vorräte der Menschen zurückgreifen. Dabei verhalten sie sich aber eher penetrant, selten jedoch aggressiv.
Sieht man über diesen Aspekt des Wespendaseins hinweg, erkennt man schnell, dass Wespen und Hornissen eine wichtige Rolle für unser Ökosystem spielen. Erwachsene Wespen ernähren sich ausschließlich von Blütennektar und Pflanzensäften und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu deren Bestäubung. Um ihre Larven zu füttern machen sie Jagd auf andere Insekten wie Fliegen, Raupen und Falter. Große Hornissen- oder Wespenstaaten erbeuten so täglich etwa ein halbes Kilo Insekten (das entspricht ca. 8.333 Stubenfliegen). Damit sind die Tiere hervorragende Schädlingsbekämpfer, die wir nicht missen möchten.
Ein Wespennest im Garten – Was nun?
Haben sich die nützlichen Insekten im häuslichen Umfeld von einem eingerichtet, sollte man sich zunächst fragen, ob man nicht gut mit ihnen leben kann. Meistens sind die Nester an geschützten Stellen angebracht, z.B. unter Dachbalken. Dort stört, wenn man ehrlich zu sich ist, weder die Anwesenheit des Nestes noch die der Bewohner die Hausbesitzer*innen. Da das Nest immer nur ein Jahr bewohnt ist, kann man also den Sommer und Herbst einfach abwarten und das Nest dann bedenkenlos entfernen. Damit hat man der Artenvielfalt und der Natur auf jeden Fall einen Gefallen getan.
Ist das Nest nun an einem Ort, an dem es nicht bleiben kann, zum Beispiel direkt über der Eingangstür, empfiehlt sich der Kontakt zu einem*r Wespenberater*in. Diesen bekommt man bei der unteren Naturschutzbehörde. Die Wespenberaterin hat in einem Vor-Ort-Besuch die Möglichkeit, sich ein Bild von der Lage zu machen und eine gute Lösung für Mensch und Tier zu finden. Dabei läuft es meist auf eine Umsiedlung des Volks hinaus, die die Wespenberaterin direkt durchführen kann. Gibt es gar keine andere Möglichkeit, kann die Wespenberaterin das Volk auch fachgerecht und so umweltfreundlich wie möglich vernichten. Da solche Wespenberater*innen ehrenamtlich arbeiten, ist dieser Service außerdem kostenlos – alles zum Wohle der Wespe!
Was sagt das Recht?
Nicht nur aus tierethischen Gründen sollte man auf die Vernichtung von Wespen- und Hornissennestern mittels Chemikalien verzichten – es kann auch ganz schön teuer werden. Dafür sorgt der § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes zum allgemeinen Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen. Demnach ist es verboten, „wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten […]“. Untersagt ist außerdem auch die Zerstörung oder Beeinträchtigung der Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund. Bei Verstößen ist ein Bußgeld von bis zu 10.000€ möglich. Ein Sonderfall stellt hierbei die Hornisse dar: Sie fällt unter den § 44 des Bundesnaturschutzgesetzes, die Vorschriften für besonders geschützte Tierarten. Bei diesen ist es zusätzlich verboten, ihnen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Dasselbe gilt auch für die Fortpflanzungs- und Ruhestätten dieser Arten. Von einem Hornissennest muss man also unbedingt die Finger lassen, sonst können Bußgelder in Höhe von bis zu 50.000€ anfallen.
Wespenschutz ist Naturschutz!
Wespen und Hornissen sind wichtig für unser Ökosystem. Als Bestäuber und natürliche Schädlingsbekämpfer leisten sie einen enormen Beitrag für dessen Funktionieren – und verdienen dafür genau so viel Anerkennung wie Bienen, Käfer und Schmetterlinge. Vielleicht denken Sie ja daran, wenn sie bei der nächsten Grillfeier Besuch des schwarz-gelben Insekts bekommen. Spätestens allerdings, wenn Sie ein Problem mit einem Wespennest haben, telefonieren Sie hoffentlich mit der unteren Naturschutzbehörde anstatt mit einem Schädlingsbekämpfer.
Quellen:
J. Ahlborn: Leitfaden für Wespenberater und Umsiedler (2021)
http://www.naturpaedagogik-ahlborn.de/