Dürfen wir vorstellen, die Dunkle Europäische Honigbiene 

Die Dunkle Europäische Biene oder oft einfach die Dunkle Biene genannt, ist die ursprüngliche Unterart unserer Honigbiene nördlich der Alpen. Sie galt in Deutschland als ausgestorben. Seit einigen Jahren gibt es Bemühungen die „Dunkle“ wieder als Honigbiene in Deutschland zu etablieren. Viele Mythen ranken sie sich um diese Biene. Und vielen ist diese spannende Unterart auch gar nicht bekannt. 

Was genau ist eine Unterart? 

In der Zoologie spricht man von einer Unterart, wenn es unterschiedliche Ausprägungen von einer Art gibt. Die Unterarten lassen sich aber untereinander Kreuzen mit Nachkommen, die sich in der Folge weiterhin fortpflanzen können. Oft sind es geographische Gegebenheiten, die eine Ausbildung einer Unterart bewirken. In der Imkerei wird oft von Rassen gesprochen, allerdings ist der Begriff Rasse in der Regel eine genetisch gefestigte Population aus der Zucht, wie es z.B. ein Dackel bei Hunden. Zum anderen versuchen wir den Begriff Rasse zu meiden, da er leider in der Gegenwärtigen Menschheitsgeschichte missbräuchlich verwendet wird.  

Lateinische Namen und die Namensgebung in der Zoologie  

In der Zoologie werden zum anderen als wissenschaftliche Namen von Arten lateinischen Namen verwendet, die Honigbiene heißt Apis mellifera. Falls es Unterarten gibt, wird noch ein drittes Wort hinzugefügt. Da der Erfinder der Nomenklatur, Carl LINNAEUS, aus Schweden kam und dort die Dunkle Biene heimisch war, nannte er sie Apis mellifera. Später wurden noch weitere Varietäten der Honigbiene entdeckt und um diese Unterarten klar zu benennen, wurde wie bei anderen Arten von Tieren, die Erstbeschrieben mit dem zweiten Begriff gedoppelt. So bekam die Dunkle Biene ihren vollständigen Namen: Apis mellifera mellifera. Neben der Dunklen gibt es noch viele andere Unterarten wie z.B. die in Deutschland vorherrschende Kärtner Biene, Apis mellifera carnica

Wie sieht die Dunkle Biene aus? 

Jeder, der schon mal Bienen beobachtet hat, hat sicherlich schnell entdeckt, dass sich an dem hinteren Segment (dem Abdomen) mehre Ringe befinden und sie durch Filzbinden getrennt werden. Manche Bienen weisen teilweise graue bis schwarze Ringe auf, manche auch einige rötlich-gelbe. Wie der Name schon vermuten lässt, hat die Dunkle Biene komplett schwarze Ringe und hat schmale Filzbinden am Hinterleib. Zudem ist sie am Hinterteil meist gedrungener als andere bei uns vorkommende Unterarten wie die Kärtner Biene oder Italiener Biene (Apis mellifera linguistica). Außerdem ist sie die längste und breiteste Biene von allen Unterarten von Apis mellifera. 

Wie lässt sich die Dunkle Biene von anderen Unterarten unterscheiden? 

Für Laien sind Unterschiede zwischen den Unterarten oft kaum zu erkennen, insbesondere wenn es sich um hybride Bestände handelt. Grundsätzlich können wir zwischen den morphologischen und den genetischen Merkmalen unterscheiden. Die Unterscheidung zu anderen Unterarten wurden bisher sehr stark an der Erkennbaren äußeren Erscheinung und z.B. dem Cubitalindex festgemacht. Mehr zu dem Thema Flügelindex gibt es in hier. Allerdings sind diese Erscheinungsmerkmale bei nur bei 100 % “reinen” Dunklen Bienen vorhanden und variieren auch bei den verschiedenen Herkünften. Da die Gesamtpopulation insgesamt aber schon sehr klein ist, wäre es bedauerlich, auf Nachkommen zu verzichten, die noch einen hohen Bestandteil der Apis mellifera mellifera nachweisen, z.B. 90 %. Eine exakte Messung und evtl. Rettung von annähernd „reinen“ Mellifera-Beständen lässt sich durch eine Genanalyse gewährleisten, einer DNA-Analyse. 

Eine kurze Geschichte der Dunklen Biene 

Ursprüngliches Vorkommen der Dunklen Biene 

Die Dunkle Biene hat sich nach der Eiszeit mit der Ausweitung der Eichenwälder in Europa ausgebreitet. So reichte ihre Verbreitung 1850 von den Pyrenäen im Südwesten bis zum Ural im Osten. Die Topographie gewährleistete, dass es scharfe räumliche Trennungen gab. Durch die Isolation der unterschiedlichen Population konnten sich damit Unterarten entwickeln. So festigte sich nördlich der Alpen die Dunkle Biene mit ihren speziellen Eigenschaften und Merkmalen. 

Dunkle Biene ursprüngliche Verbreitung

 Die Verdrängung der Dunklen Biene in Deutschland

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgten in Deutschland Importe der Italiener Biene (Apis mellifera linguistica), der ein hoher Honigertrag zugesprochen wurde. Im 20. Jahrhundert wurde großangelegt die Carnica-Bienen favorisiert, da Züchter in Österreich (Sklenar, Trosek, Peschetz) bereits hohe Zuchterfolge in Honigertrag und Sanftmut lieferten, wurde großflächig versucht die Landrasse durch die durchgezüchtete Carnica auszutauschen. Während des Nationalsozialismus wurde zudem nur eine “Bienenrasse” akzeptiert, und die Carnica hat den höheren ideologischen Stellenwert erhalten – zum Leidwesen der ursprünglichen heimischen Dunklen Biene. Die letzte Belegstelle der Dunklen Biene schloss mit Enoch Zander seine “Türen” in den 70 Jahren. 

Heutiges Vorkommen der Dunklen Biene 

Das heutige Vorkommen der Dunklen Biene ist nicht klar zu benennen. Da es vermutlich nur noch kleine Populationen sind und diese teilweise hybridisiert sind (mit anderen Unterarten durchkreuzt).  Großflächig werden nur noch in Russland und in Irland große Populationen vermutet. Der Schweizer Verband der Dunklen Biene “mellifera.ch” gibt noch eine Population von 15.000 Bienenvölkern an. Kleine Bestände gibt es noch in Großbritannien, Frankreich, Belgien, Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland. In Österreich werden ca. 1.000 Völker angegeben und in Deutschland sind sie bisher nicht erfasst. 

Was zeichnet die Dunkle Biene aus?

Vorurteile gegenüber der Dunklen Biene 

Stecher... dies wird oft als spontaner Nachteil der Dunklen Bienen verlautbart. Aber wie benannt handelt es sich dabei um ein Vorurteil. In der Vergangenheit waren vermutlich Folgegenerationen der Dunklen und der Kärntner aggressiver und die Bestände der Dunklen Bienen waren züchterisch nicht so stark auf Sanftmut bearbeitet. Aus eigenen Erfahrungen und im Austausch mit anderen “Dunklen Bienen”-Imkern immer wieder bestätigt, ist ein unruhiger Wabensitz sicherlich vorhanden. Sprich: die Bienen bewegen sich relativ schnell auf der Wabe und beim Abstellen neben der Beute befinden sich die Bienen in einigen Minuten nicht mehr auf der Brutfläche, sondern an der Außenwand der Zarge. 

Eigenschaften der Apis mellifera mellifera 

Durch die extreme Anpassung in kalten und nassen Regionen über tausende von Jahren, hat die Dunkle Biene besondere Eigenschaften, die primär der Überlebensfähigkeit dienen. Sie ist z.B. zögerlicherer in der Brutausbreitung, legt im Winter i. d. R. einen Brutstop ein, das Brutmuster ist ein typischer Hüngler. Die mäßige Brutaufzucht und das schnelle Einstellen auf Schlechtwetterperioden sind weitere Verhaltensmerkmale, die auf eine außergewöhnliche starke Überlebensstrategie hinweisen. Zudem zeichnen sich sowohl die Einzelbiene als auch die Königin durch eine hohe Langlebigkeit aus. Außerdem wurde bereits nachgewiesen, dass die Dunkle Biene sich an einem breiten Spektrum von Pollen bedient. All das macht die Dunkle Biene sehr robust und ermöglicht ihr auch mit äußersten widrigen Umweltbedingungen zurechtzukommen.  

Beitrag zur Artenvielfalt 

Die Dunkle Biene als Tier, das sich über Jahrtausende in der Region nördlich der Alpen ausgebreitet hat, darf mit ihrem Potential nicht verloren gehen. Während es bei anderen Bienenarten durch intensive Züchtung häufig zu einer Verarmung des Genpools kam, trägt die Dunkle Biene das gesamte genetischer Potenzial ihres jahrtausendelangen Anpassungsprozesses an verschiedene Umweltbedingungen in sich. Damit kann diese Biene, mit einer Resilienz gegenüber stark schwankenden Umweltbedingen, eine große Rolle spielen, bei der Suche nach den Antworten für zukünftige Herausforderungen in der Imkerei und die ökologischen Kreisläufe. 

Unser Einsatz für die Zukunft der Dunklen Biene

Hin zu einer „Öko-Biene“ 

Im Projekt “Öko-Biene” versuchen wir durch die Weiterentwicklung der Dunklen Biene einen Beitrag zur ökologischen Tierzucht zu leisten. Uns geht es dabei insbesondere darum, die Biene in ihrer Resilienz zu stärk und sie so auch auf künftige Umweltveränderungen vorzubereiten. Wir sehen die Dunkle Biene als eine Unterart, mit der sich nicht primär maximierte Honigerträge erzielen lassen, aber langfristig ein gutes Mittel an Ertrag erreicht werden kann. Ein Ansatz, der die Honigleistung nicht in den Vordergrund stellt. Mehr zum Projekt Öko-Biene ist hier beschrieben. 

Eine Belegstelle im Stumpfwald für die Dunkle Biene

Im Jahr 2021 sind wir von proBiene auf die Bemühungen der Demeter-Imker Hans-Jürgen Haas und Klaus Steinhilber gestoßen. Die beiden haben im östlichen Rheinland-Pfalz eine Belegstelle für die Dunkle Biene aufgebaut und einen staatlich geschützten Schutzradius bewirkt. Gemeinsam mit den beiden haben wir nun ein Verein “Dunkle Biene Rheinland-Pfalz e.V.” für die Trägerschaft gegründet und übernehmen mit proBiene den professionellen Betrieb der Belegstelle. Dort erhalten, erforschen und züchten wir die Dunkle Biene. Mehr zur Belegstelle findest Du hier. 

Belegstelle Dunkle Biene Stumpfwald
Nicht alle sind der Dunklen Biene wohlgesonnen 

Leider haben lokalansässige Carnica-Reinzüchter, ohne ein vorheriges Gespräch mit uns zu suchen eine Klage gegen die Belegstelle erhoben. Als proBiene haben wir vor Gericht sofort den Antrag auf Ablehnung gestellt und sind damit in finanzielle Verantwortung gegangen, da wir die Belegstelle – als einzige staatlich anerkannte für die Dunkle Biene – als besonders schutzwürdig betrachten. Im Mai 2022 hat schließlich zuständige Oberverwaltungsgericht im Sinne der Dunklen Biene geurteilt und die Klagen vollumfänglich abgewiesen.  

Mehr zur Dunklen Biene 

Da wir das besondere Potential und die Schutzbedürftigkeit für die Dunkle Biene erkannt haben, möchten wir auch in Zukunft auf die Belange der Dunklen Biene hinweisen und mehr Informationen zu ihr veröffentlichen. 

Wir freuen uns auf Unterstützung in verschiedenen Formen für unser Engagement für die Dunkle Biene und in unserem Projekt “Öko-Biene”, in Form einer Spende oder in der Öffentlichkeitsarbeit. 

Quellen: 
BÜCHLER, RALP “Vergleichen Untersuchung von Volksentwicklung, Flugaktivität und Pollensammelverhalten verschiedener Apis mellifera carnica und Apis mellifera mellifera - Herkünfte” Apidologie 29, 1998 
RUTTNER, FRIEDRICH „Naturgeschichte der Honigbiene“, 2. Auflage, Kosmos-Verlag, 2003 

Hallo,

ich bin Tobias Miltenberger.

Tobias Miltenberger hat Landwirtschaft studiert, ist Imker und Geschäftsführer von proBiene. Seit er Ende der 90er Jahre in einem Entwicklungsprojekt in Südamerika auf die Bienen gestoßen ist, lassen sie ihn nicht mehr los. Tobias lebt mit seiner Familie in Stuttgart.

Wir schwärmen für

Biene, Mensch, Natur.

Du auch? Werde Teil unserer Bewegung. Schließe dich tausenden Anderen an, abonniere unseren Newsletter und erfahre mehr über Bienen- und Artenschutz, ökologisches Imkern und unsere Bildung für nachhaltige Entwicklung.